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AutorenbildMichi Jaskulski

Was bei der Erziehung deines Welpen zu berücksichtigen ist!

Aktualisiert: 7. Jan. 2023


Hundetraining ist Teamwork!
Hundetraining ist Teamwork!

In diesem Artikel wollen wir näher darauf eingehen worauf es bei einem guten Welpentraining drauf ankommt!


Ein verlässlicher Partner in einer modernen Gesellschaft


Hunde und Menschen leben seit vielen Jahrtausenden in einer Partnerschaft. Früher hielten sich die Menschen hauptsächlich deshalb Hunde, weil sie für sie eine bestimmte Aufgabe vorgesehen hatten. Sie bewachten zum Beispiel den Hof, hüteten das Vieh oder wurden zur Jagd eingesetzt. Die Anforderungen an unsere Hunde haben sich in den vergangenen Jahrzehnten gravierend verändert. Sie sind fester Bestandteil unserer heutigen Gesellschaft geworden und müssen lernen sich dieser entsprechend der menschlichen Erwartungen anzupassen. Dabei sollen Hund stets höfliche und entspannte Begleiter sein und wenn ein Hund sich entsprechend seiner Bedürfnisse verhält (zB buddelt, jagt, hütet, bellt usw.), ist dies häufig für uns Menschen ein nicht so erwünschtes Verhalten und wird als Problem angesehen. Das bedeutet:


Ein Hund muss sich in unsere Gesellschaft eingliedern und entspannt mit diversen Reizen im Alltag umgehen lernen! Sei es in der Familie, im Restaurant, im Urlaub uvm.

Das ist ein ganz wesentlicher Punkt, den man bei der Welpenerziehung immer im Hinterkopf haben sollte!


Was bedeutet das nun für unserer Welpentraing?


Unsere Hunde müssen lernen sich in unserer Welt zurecht zu finden und dabei entspannt und sicher durchs Leben zu gehen! Eine gute Sozialisierung ist daher enorm wichtig, ganz nach dem Motto: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“.


In der 8.–16. Lebenswoche sind Welpen sehr aufgeschlossen für Neues. Sie saugen alle Eindrücke auf wie ein Schwamm, und diese prägen ihre Reaktionen als erwachsener Hund deutlich mit. Meist wird von Hundehaltern unter Sozialisierung nur der Kontakt zu Artgenossen verstanden, doch dazu gehört so viel mehr! Was verstehen wir alles darunter? Die Gewöhnung an diverse Umwelteinflüsse wie:

  • unterschiedliche Menschen (zB Kinder, Erwachsene, ältere Menschen, Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung, unterschiedlicher Hautfarbe, Größe, uvm)

  • andere Tiere (zB Haustiere, wie Katzen, Meerschweinchen, Hasen, Hühner oder Wild beim Spaziergang)

  • Haushalts

  • Verkehr (zB Auto, Fahrrad Bus, Zug, reisen in div. Verkehrsmitteln)

  • diverse Untergründe (zB Asphalt, Wiese, Sand, Schotter, Brücken)

  • laute Haushaltsgeräusche (zB Staubsauger, Mixer, Geschirrspüler, Türklingel)

All diese Dinge können einen Welpen zu Beginn ängstigen! Ein ängstlicher Hund reagiert dann oft mit Flucht oder Angriff, was den Alltag mit Hund deutlich erschweren kann. Aber Achtung: Nur zeigen reicht nicht! Man sollte unbedingt sicherstellen, dass der Welpe etwas Positives mit diesen Dingen verbindet. Denn Sozialisierung soll dabei helfen, Angst vorzubeugen, bevor sie überhaupt entsteht. Der Welpe soll erkennen, dass die Welt grundsätzlich ein freundlicher Ort ist. Daher ist folgendes wichtig:


Wir müssen unseren Welpen mit viel Ruhe und Einfühlungsvermögen an all die Alltagsituationen und -reize, die uns (jedem individuell) in unserem späteren Zusammenleben wichtig sind gewöhnen!


TIPP: Hier habe ich dir eine Checkliste für die Sozialisierung deines Welpen zum Download zusammengestellt.


Weniger ist manchmal mehr!


Wie oben beschrieben, sollte der Welpe alles was euch später in eurem Alltag ist positiv kennen lernen. Aber ACHTUNG ich sehe häufig, dass Hundehalter ihre kleinen Zwerge überfordern und diese dann gar nicht mehr zur Ruhe kommen können!


"Die narrischen 5 Minuten!" - mein Liebling im Welpenwahn!


Wer hat das noch nicht erlebt, eben noch ist alles ruhig und dann geht´s los. Meist am Abend oder Nachmittag fetzt dein Welpe mit „irrem“ Blick wie geisteskrank herum und macht „Tom und Jerry“ echte Konkurrenz!


An dieser Stelle denken viele Hundehalter, dass es nötig ist den Hund mal richtig auszupowern, da er ja ganz offensichtlich nicht ausgelastet ist. Gerade bei Arbeitsrassen wie Border Collie, Schäfer & Co wird dies leider noch oft empfohlen. Also werden die Spaziergänge verlängert, Balli geworfen, Hundekumpels zum Austoben gesucht oder es gibt eine extra Trainingseinheit, um den Kleinen mal richtig müde zu kriegen. Nicht nur einmal habe ich das von Welpeneltern erzählt bekommen!!!

Doch woher kommt dieses Verhalten?

Stellt euch das vor wie ein Fass mit Wasser. Alle Eindrücke, die der Welpe am Tag einfängt sind wie ein weiterer Tropfen der hineinfließt. Sei es der Schmetterling, dem er das erste Mal freudig hinterhergelaufen ist, eine belebte Straße, ein erster Ausflug an der Leine, usw. Irgendwann ist das Fass mit all den Tropfen voll und geht über! Bei Kindern kennt man das auch, wenn sie nicht zur Ruhe kommen sind sie irgendwann "drüber" und werden unausstehlich! Sie brauchen somit ein Ventil um all die Eindrücke verarbeiten zu können. Kann sich der Welpe gar nicht mehr beruhigen, kann das dazu führen, dass er das überkompensiert indem er stereotypen Verhaltensweisen wie zB das Jagen des eigenen Schwanzes zeigen kann. Das bedeutet man hat dem kleinen Zwerg schlichtweg zu viel zugemutet in kurzer Zeit.


Die Lösung des Geheimnisses ist: RUHE


Die Faustregel für Welpen und Junghunde lautet „5 Minuten Spaziergang pro Lebensmonat am Stück“. Häufig wird hier nur auf die körperlichen Aspekte verwiesen, doch viel mehr noch sind es die vielen Eindrücke, die der junge Hund beim Spaziergang mitnimmt und erst einmal verarbeiten muss.


TIPP: Wenn du merkst, dass dein Hund schon viel erlebt hat und immer mehr hochdreht und unruhig ist, gib ihn eine PAUSE! Am besten, indem du ihm etwas zu Knabbern (zB Hundekaustange), zum Schlecken (zB Kong, Schleckmatte) oder etwas ruhiges zu Schnüffeln (zB Schnüffelteppich) gibst. Das ist keine Ablenkung, sondern schlichtweg eine körperliche Reaktion. Physiologisch gesehen, wird mit dem Kauen der Parasympatikus, der Ruhenerv angeregt, der für Entspannung und Erholung sorgt. Das intensive Einsetzen der Kaumuskulatur setzt zudem Endorphine im Gehirn frei und macht glücklich. Dein Welpe entspannt und beruhigt sich beim Kauen und kann den Stress des Tages auf ganz natürlich Weise abbauen und verarbeiten.


Wer kennt das nicht, dass der kleine Zwerg abends in seinem Körbchen an etwas herumnagt und dabei einschläft. Wir Menschen machen das nicht anders. Bei Stress kauen wir an unseren Fingernägeln, lutschen Daumen, knabbern eine Tüte Chips, usw. Und genau das können wir uns zunutze machen, damit wir dem "Welpenwahn" entgegen wirken. Am besten hilfst du deinem Hund schon zur Ruhe zu kommen, bevor der Wahnsinn einsetzt!


Ein Welpe sollte zw. 16 und 22 Stunden ruhen!


Es ist sehr wichtig, dass dein Welpe zur Ruhe kommt und genügend schläft, da er sonst auf Dauer körperlich Schaden nimmt. Ein ständiger hoher Stresslevel ist ungesund, es werden ständig ungesunde Stress-Hormone ausgeschüttet, die sich negativ auf das Wohlbefinden des Welpen auswirken.


Ein Welpe schläft im Durchschnitt zwischen 16 und 18 Stunden pro Tag. Im Falle eines neugeborenen Welpen kann dies sogar bis zu 22 Stunden pro Tag betragen. Das nimmt mit zunehmendem Alter ab. Das scheint viel zu sein, aber es gehört zur Tagesstruktur eines jungen Hundes. Bei einem neugeborenen Welpen besteht der Tag zu 90% aus Schlafen. Sowohl Welpen als auch erwachsene Hunde schlafen deutlich mehr als Menschen. Die Ursache dafür ist, dass der REM-Schlaf (die Tiefschlafphase) bei Hunden nur 10% beträgt, bei Menschen hingegen 25%.


Was lernen wir daraus für das Welpentraining?


Häufig sehe ich, dass kleine Welpen schon "übertrainiert" werden. Es gibt TV-Sendungen, Youtube-Videos, Blogs, Bücher, uvm wo beschrieben wird, was man alles in der kurzen Welpenzeit alles mit seinem Hund trainieren bzw. er erlernen muss. Aber das geht sich doch alles gar nicht aus in dieser "Babyphase"! Denn dann müsste ich rund um die Uhr mit meinem Welpen arbeiten und würde dann auch nur einen Teil der Ratschläge umsetzen können. Darüber hinaus macht es Spaß gemeinsame Zeit mit seinem neuen Familienmitglied zu verbringen und gemeinsam neues zu erleben. Was soll man denn nun tun?


Mach dir Gedanken, was für euch später im Alltag unerlässlich und wichtig ist!


Ein Beispiel: Wenn du regelmäßig mit dem Hund mit dem Auto fährst, dann ist es wichtig dies in aller Ruhe zu üben und ihn wenn nötig auch an eine Hundebox zu gewöhnen. Wenn du so gut wie nie mit dem Zug fährst bzw. deinen Hund hier nicht mit auf die Reise nimmst, wird das Auto beim Training den Vorzug bekommen. Die Zugfahrt kannst du auch später in Ruhe noch üben, sollte es doch einmal für einen Urlaub nötig sein. Überleg dir also, was alles auf den kleinen Zwerg in deinen regelmäßigen Alltag zu kommt und erwartet wird und führe in Ruhe und mit Geduld an die Punkte heran. Verknüpfe diese positiv und schau, dass dein Hund alles mit Freude macht, sich dabei sicher fühlt und dabei entspannen kann.


Ein sicherer, entspannter und freudiger Hund ist die perfekte Basis für euren ganzen weiteren Trainingsverlauf!


Egal ob du später einen reinen Familienhund haben willst oder Hundesport machen möchtest, hast du es schlichtweg leichter, wenn dein Hund die nötige innere Ruhe besitzt und sich vom Umfeld nicht in Stress versetzten lässt. Denn unter Stress kann man nicht lernen!! Das kennst du sicher von dir selbst, da merkt man sich nichts, braucht länger Dinge umsetzen zu können und hat auch keine Freude dabei. Der gesunde Mix macht es aus! Natürlich wird dein Hund einen gewissen Stress haben - sei er positiv oder negativ. Auch Dinge, die einem Freude machen, können einen gewissen Stresslevel mit sich bringen. Ein Hund muss auch eine gewisse Frustrationstolerenz haben und mit äußeren Stressfaktoren umgehen lernen. Ansonsten müssten wir ihn in eine Blase stecken und vor allem abschotten. Das wollen wir auch nicht!


Was ist nun aber sinnvoll mit meinem Welpen zu lernen?


Wie gesagt, dass hängt von eurem Alltag ab. Es gibt aber eine Reihe an Dingen, die so ziemlich jeder Welpe lernen kann, hier ein paar Beispiele:

  • eine gute Bindung und ein festes Vertrauen in seine Menschen aufbauen

  • sozialen und entspannten Umgang mit Mensch, Tier und Artgenossen

  • mit den nötigen Umweltreizen umgehen können (siehe Checkliste oben) - sicher und mutig sein/werden

  • Stubenreinheit

  • Beißhemmung

  • Ausgeben von Objekten

  • auf seinen Namen hören

  • spielen mit Mensch / Hund

  • kommen, wenn ich ihn rufe

  • an der Leine laufen

  • sich ein Halsband/Geschirr und eine Leine anziehen lassen

  • sich angreifen lassen für Pflege und Tierarzt

  • entspannt warten bzw. auch mal nix tun lernen

  • alleine bleiben (wenn auch nur kurz beim Welpen)

  • Grundsignale wie Sitz, Platz, Steh (für kurze Dauer!)

Trainere immer in kurzen Einheiten von ein paar Minuten. Das reicht vollkommen! Regelmäßiges und kurze Übungseinheiten bringt mehr als langes Training am Stück!


Wie bauen wir unser Welpentraining auf?


Mir ist es wichtig, dass der Welpe die genannten Punkte nicht nur in den eigenen vier Wänden oder am Hundeplatz umsetzen lernt!! Denn bereits mit dem Welpen kann man die Übungen sehr schnell an verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Situationen im Alltag generalisieren und üben. Wenn der Hund das von klein auf so lernt, fällt ihn das künftig viel leichter. Daher bauen das Training in unseren Welpenkursen idealerweise folgendermaßen auf:


  • Einzeltraining bei dir zu Hause: hier können wir uns auf Alltagsthemen wie Stubenreinheit, Beißhemmung, Umgang zwischen Hund/Kind, An- und Ausziehen, sich angreifen lassen oder spezielle Spielregeln zu Hause (zB nicht aufs Sofa) usw konzentrieren.

  • Gruppentraining in der Hundeschule: hier werden die Basics (u.a. Name, Rückruf, Leine, Sitz, Platz, Warten, etc.) in einem ersten Schritt unter geringerer Ablenkung erlernt (hier reichen zu Beginn meist schon die Hundekumpels ;-))




  • Alltagstraining in der Umwelt: Aufbauend auf die erlernten Basics am Hundeplatz, werden diese sehr rasch auch im Alltag (beim Spaziergang, am Feldweg, in der Stadt, etc.) geübt. Hier gehören auf jeden Fall ein Kaffeehausbesuch, ein Stadtspaziergang oder etwas Shopping im Geschäft mit dazu. Darüber hinaus üben wir einen entspannten Spaziergang unter Hundekumpels sowie den Rückruf und die Leinenführigkeit im alltäglichen Umfeld.

  • Hundehalterschulung: aber nicht nur der Welpe lernt etwas neues. Auch die Menschen müssen bei uns in der Hundeschule sowohl praktisch als auch theoretisch ihr Können und Wissen vertiefen. Hierzu gibt es Vorträge zu Themen wie "1x1 der Körpersprache - Hunde verstehen und lesen lernen", "Wie verclickere ich es meinem Hund - Lerntheoretische Grundlagen und Markertraining" oder "Erste Hilfe am Hund". Bei klassischen Themen wie Leinenführigkeit oder Körpersprache des Menschen werden diese auch vorab einmal in Mensch-Mensch-Teams geübt, bevor wir diese am Hund umsetzten.

  • E-Learning: auf unserer Online-Lernplattform finden unsere Kunden lustige Übungen zum Bindungs- und Vertrauensaufbau sowie zu Trainingsschwerpunkten



Was bei all dem Training nicht zu kurz kommen darf ist, dass du gemeinsam mit deinem Hund Spaß am gegenseitigen Lernen hast! Spiel und Spaß dürfen dabei natürlich nicht zu kurz kommen. An dieser Stelle möchte ich den heutigen Beitrag mit einem hierzu passenden Zitat beenden und euch noch viel Freude und eine wunderschöne gemeinsame Zeit mit eurem Welpen wünschen!




89 Ansichten1 Kommentar

1 Comment


Astrid
Astrid
Feb 26, 2023

danke für den informativen Artikel! Meine Beobachtungen bei Welpen- und Junghundebesitzern und die Unterhaltungen, die sich diesbezüglich oft ergeben, zeigen oft, dass die Menschen glauben bzw. schon voraussetzen, dass der sehr junge Hund schon alles kann usw., quasi fast schon fertig erzogen auf die Welt kommt ....., das macht mich oft wütend auch deswegen, weil sich die Leute vor der Anschaffung eines Hundes nicht informieren

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